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Nichts sehen, sagen, hören

Object type:Plastik
Artist:
Stehr, Hermann
Place of creation:Uetersen
Date:1984
Measures:H: 112 cm, B: 100 cm, L: 155 cm
Material:Aluminium
Technique:gegossen (Metalltechnik)
Etwas unheimlich mag einem jenes silberglänzende Objekt vorkommen, das eine Person auf einer Sitzbank darstellt. Mit einem langen Mantel, Hose und Stiefeln bekleidet sitzt da ein Mensch nach hinten gelehnt, die Hände in den Taschen. Irritierend ist indes der Umstand, dass die Figur keinen Kopf hat - so scheint es zumindest im ersten Moment. Dieser ist wohl unter dem Mantelkragen verborgen, als möchte hier jemand Ruhe haben oder nicht erkannt werden. Es bleibt ambivalent.
Einigen mag da ein Songtext der Rockband Jethro Tull aus dem Jahr 1971 einfallen: "Sitting on a park bench, eyeing little girls with bad intent, snot running down his nose, greasy fingers smearing shabby clothes, hey, aqualung". Ob Hermann Stehr, der Urheber dieser lebensgroßen Aluminiumplastik, an jenen Song mit dem sterbenden lüsternen Mann dachte, ist ebenso wenig auszuschließen wie andere Assoziationen. Denn weder Alter noch Geschlecht sind eindeutig auszumachen.
Hermann Stehr, 1937 in Uetersen geboren, studierte an der Hamburger Kunsthochschule bei Gustav Seitz und Walter Arno. Er arbeitete seit 1965 als freier Bildhauer, Maler und Keramiker zunächst in Tornesch-Ahrenlohe, später in Uetersen. 1972 bis 1987 war er Sekretär des Landesverbandes Bildender Künstler. Zahlreiche Plastiken, Brunnen und Reliefs hat er vor allem in Norddeutschland geschaffen, bevor er 1989 nach Mexiko auswanderte und sich vollständig der Malerei widmete. Er starb dort 1993. In Kiel hat er unter anderem eine Keramik an der Olshausenstraße hinterlassen und im Landeshaus eine stilisierte Fruchtkapsel als Bronzeplastik.
Dass seine Figur auf der Bank einen poetischen Bezug haben könnte, legt ein ähnliches Werk des Künstlers nahe: sein "Ikarus". Diese ebenfalls lebensgroße Aluminiumfigur findet sich als Leihgabe im Nortorfer Skulpturenpark. Indem er dort einen modernen Luftsportler zeigt, ironisiert er das alte Thema der griechischen Mythologie: Ikarus, der mit seinem Vater Dädalus mittels selbstgebauter Flügel aus Federn und Wachs von der Insel Kreta fliehen wollte, missachtete in seinem Flug die Warnungen, der Sonne nicht zu nahe zu kommen: und stürzte ab. Der Nortorfer Ikarus scheint indes mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Ähnlich indifferent bleibt Stehr bei seinem Sitzenden, der ja vielleicht auch nur einen Reisenden meint, der sich für einen Moment Ruhe verschaffen will. (Jens Rönnau in: "entgrenzt". Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Bd. 02, Kiel 2014, S. 92)

Inventory Number: sgv0247

Signature: unsigniert (Rückseite: nicht einsehbar)


Iconographie:     
Mann