Anna und Maria, die den Jesusknaben stillt, werden umringt von Joseph, der als Einleitungsfigur links ins Bild einführt, und den drei Männern, mit denen Anna nacheinander verheiratet war: Joachim, Kleophas, der Bruder Joachims, und Salomas; hinter Anna stehen ihre Töchter Maria Kleophae und Maria Salomae. In rhythmischer Folge korrespondieren den Figuren die dickeren und dünneren Baumstämme im Hintergrund. Zu Füßen der beiden Frauen sitzen zwei Putti, der eine hat einen Dudelsack ergriffen, der andere spielt Gitarre. Anna liest, eine ihrer Töchter blickt ihr dabei über die Schulter. Joseph, Jesu Nährvater, trägt etwas zu essen und zu trinken herbei. Joachim, im Gespräch Joseph zugewandt, hat seine Linke erhoben und zeigt seine Handfläche, um zur Mitte hin überzuleiten, Kleophas blickt schräg nach links oben, Salomas neigt sich Anna zu. Die Anna-Selbdritt-Gruppe mit den beiden Engelchen ist durch den gewölbten, steinigen Erdboden, auf dem sie sich niedergelassen haben, hervorgehoben.
Die zentral angeordnete Anna-Selbdritt-Gruppe, in der drei Generationen vertreten sind, ist um die Männer der beiden Frauen und um Marias Halbschwestern erweitert zur Heiligen Sippe. Das im 15. und im frühen 16. Jahrhundert beliebte Bildthema entsprach einem neuen Interesse des Spätmittelalters an Genealogie und Familiendarstellung. Albrecht Dürer selbst hat, wie viele andere Vertreter des Bürgertums, die Aufzeichnungen seines Vaters Albrecht Dürer d.Ä. im Jahre 1524 zu einer Familienchronik zusammengestellt und ergänzt.
(nach Heike Carstensen, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004, S. 232)

Literature:

• Kuder, Ulrich / Bärbel Manitz / Walter Sparn: Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kiel, 2004

Inventory Number: A.B. 1134

Signature: datiert (oben: 1511)

Signature: bezeichnet (u. l. auf dem Plattenrand: L.S.)

Iconographie:

Bibel