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Ein Turnier

Object type:Druckgrafik
Artist:
Cranach d.Ä., Lucas
Date:1506
Measures:H: 25,6 cm, B: 37,1 cm
Material:Papier
Technique:Holzschnitt
Style:Renaissance
Von einem erhöhten Betrachterstandpunkt aus, gegenüber dem Wittenberger Rathaus, fluchtet ein durch lange Balken abgegrenztes Areal in die Tiefe. Dadurch werden die den Marktplatz umgebenden Gebäude und die zur Marktkirche führende Gasse sichtbar. Vor den Schranken halten sich Leute aus dem Volk auf. Andere sehen von den Eingängen und Fenstern der Häuser aus zu oder strömen aus den Gassen herbei. Durch die schräge Abgrenzung rechts wird der Blick auf ein Tor gelenkt, über dem das Monogramm mit Jahreszahl angebracht ist. Vom Balkon des Rathauses aus beobachten Damen des Hofes das Geschehen ? eine von ihnen wird durch die Preisverleihung das Ende des Turniers markieren. Herzog Friedrich der Weise, mit Vollbart, hat sich ebenfalls auf diesen Logenplatz begeben, pflegt aber lieber die Unterhaltung. An der Balustrade des Balkons ist ein Tuch mit den kurfürstlichen Wappen Sachsens befestigt. Aufragende und liegende Speere bilden mit den Fassaden und den Balken ein Geflecht von Vertikalen und Horizontalen, während die schräg ins Bild gesetzten Speere ungeordnet hervorstechen und den Eindruck eines ungestümen Kampfgeschehens verstärken. Es handelt sich um die Simulierung eines Reitergefechts mit stumpfen Speeren, ausgeführt von zwei Gruppen. Die Speere haben einen tellerförmigen Handschutz (?Brechscheibe?). Die Schabracken der Pferde sind u.a. mit den Buchstaben A und H, Blüten, Kreuzen und Kreisen markiert. Vor den berittenen Trompetern links oben kämpfen die H-Ritter. Diesen gelingt ein Einbruch in die Front der anderen, der jedoch, wegen der von rechts nach links stoßenden Dynamik der Hauptmasse der Reiter, letztlich nicht zum Erfolg führen dürfte. Auf dem Streifen zwischen den Fronten dreht sich ein Gepanzerter mit Helmbusch desorientiert nach hinten. Zu Fuß sind die Knechte, welche nicht selbst kämpfen. Rechts, innerhalb eines durch verschnürte Tjoste abgegrenzten Bereichs des Turniergevierts, hält sich Verstärkung bereit.
Die späten Turniere wurden vom Burgbereich auf Marktplätze und andere allgemein zugängliche Orte verlagert, um breiten Schichten der Bevölkerung das Zuschauen zu ermöglichen. Cranach, der seit 1504 Hofmaler Friedrichs des Weisen war, führt das vielfältige Leben in einer Stadt zu Beginn des 16. Jahrhunderts vor Augen.

Lit: nach Nina-Jeanette Jakubczyk, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004, S. 60.

Literature:
  • Kuder, Ulrich / Bärbel Manitz / Walter Sparn: Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kiel, 2004

Inventory Number: A.B. 197

Signature: bezeichnet und datiert (o. r.: LC / 1506)

Signature: bezeichnet (o. Mitte auf dem Balkon: kursächsisches Wappen)


Iconographie:     
Gesellschaftsbild
     
Kriegsführung / Militär / Schlachten