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Tastentelefon "Burger King"

Object type:Tastentelefon "Burger King"
extended object type:Burger King
Creator:Arrow Trading Co. INC
Creator:Burger King Corporation
Place of creation:China
Date:1987
Measures:H: 6,6 cm, D: 11 cm
Material:Plastik
Die Idee, dass technische Geräte nicht rational, emotionslos oder gar langweilig gestaltet sein müssen, ist in den 1980er Jahren zwar nicht mehr neu, doch verleitet im Zuge eines postmodernen Designbegriffes zu neuartigen gewitzt-spielerischen Gestaltungslösungen, die Jahre zuvor noch einvernehmlich als bloßer Kitsch abgetan worden wären. Ein repräsentatives Beispiel dafür ist dieser 1987 kopierrechtlich geschützte kabelgebundene Fernsprechapparat, dessen Gehäuse in Form eines Nahrungsmittels gestaltet ist. Diese ironische Brechung wird noch dadurch verschärft, dass es sich bei diesem Nahrungsmittel ausgerechnet um einen Hamburger handelt, der für die Einen den „American way of life“ symbolisiert, von Anderen als Synonym einer ungesunden Fast Food-Unkultur und eines globalisierten US-amerikanischen Kulturimperialismus angefeindet wird. Zu allem Überfluss ist dieses Gerät nicht als Produkt eines einzelnen querdenkenden, womöglich konsumkritischen Designers zu bewerten, sondern wurde in Massenauflage im „Billiglohnland“ China in Lizenz der weltweit agierenden US-amerikanischen Fast Food-Kette Burger King - der Firmenname spricht für das eigene Selbstverständnis - hergestellt, die mit dieser ulkigen Designidee sich selbst zitiert und hiermit auf dem für einen Restaurantfilialisten ungewöhnlichen Markt für Kommunikationsgeräte Eigenwerbung betreibt. In Fachkreisen wird eine solche zielbewusste Markenverwertung, die auch auf Branchen und Medien übergreift, die dem eigentlichen Produkt fremd sind, als „Franchise“ bezeichnet. Und ob nun eine Filmfigur auf einer Cornflakes-Packung erscheint, ein Automobilhersteller eine eigene Parfüm-Duftnote in Auftrag gibt oder eine Buletten-Brater-Kette ein Telefon bauen lässt: „Franchising“ im großen Stil ist richtungsweisend für globale Vermarktungsstrategien in der Konsumgesellschaft des ausgehenden 20. und frühen 21. Jahrhunderts.
Über den Aspekt der reinen Produktvermarktung hinaus lässt die gestalterische Ausführung dieses Telefons bei genauerer Betrachtung eine gewisse Detailverliebtheit in Form- und Farbgebung erkennen und mutet so geradezu märchenhaft-surreal an: Denn wie kann es in der nüchtern-sachlichen Dingwelt möglich sein, mit einem belegten Brötchen zu telefonieren? Klingelt die im oberen „Brötchendeckel“ verborgene Glocke, wird durch Aufklappen des „Hamburgers“ das Gespräch angenommen und ein Tastaturblock freigelegt, der in eine „Käsescheibe auf Fleischklops“ eingelassen ist. Die Hörmuschel befindet sich in der oberen „Brötchenhälfte“, die Sprechmuschel in der unteren. Beendet wird ein Gespräch durch Verschließen der handlichen „Mahlzeit“. - Mit besten Grüßen aus dem Schlaraffenland!
Telefonmodelle, die von der herkömmlichen, in erster Linie praxisorientierten Gehäusegrundform abweichen, kommen erstmals während der 1970er Jahre in Italien und den USA auf und werden vom reinen Designobjekt schnell in die Massenfabrikation überführt. In den 1980er Jahren setzt eine weitere Welle derartig skurriler Telefone im Zuge einer sich als postmodern begreifenden Populärkultur ein und schwappt auch auf den bundesdeutschen Markt, der damals streng von der Deutschen Bundespost überwacht wird. Nur sehr wenige Modelle, wie etwa das beliebte und in der Zwischenzeit zu einer Design-Ikone der 1980er Jahre avancierte „Mickey Mouse“-Telefon der in Lizenz produzierenden deutschen Alois Zettler GmbH in München, erhalten eine Zulassung vom staatlichen Kommunikationsmonopolisten. Das „Burger King“-Telefon wird von der Deutschen Bundespost hingegen nicht anerkannt, sonst wäre auf der Unterseite des vorliegenden Objektes ein offizieller Zulassungshinweis vermerkt. Dennoch sind derartige Geräte - Zulassung hin oder her - damals im bundesdeutschen Elektrofachhandel oder in den aufkommenden Geschenk- und Dekorationsartikelläden frei erhältlich. Tritt mit einem solchen Telefon aber eine Fehlfunktion auf, so kann die Deutsche Bundespost hierfür nicht zur Verantwortung gezogen werden.
Zur (unfreiwilligen) Ironie des „Burger King“-Telefons gehört auch, dass der Hauptkonkurrent des aus Miami stammenden Fast Food-Imperiums, der nicht minder geschäftstüchtige McDonalds-Konzern, das gleiche Hamburger-Telefon in Lizenz produzieren lässt und unlängst noch ein weiteres, wenn auch offensichtlich liebloser verarbeitetes Plagiat mit der Modellnummer 9045 auf dem auch in Deutschland längst liberalisierten Telefongerätemarkt angeboten wird.

Literature:
  • www.museumsstiftung.de/stiftung/d011_willkommen.asp (Museumsstiftung Post und Telekommunikation) (Hrsg.)

Inventory Number: 2008VK612

Signature: Aufkleber (Unterseite: "Burger King TM / c 1987 Burger King Corporation / Manufactured under license / by Arrow Trading Co., INC. from / Burger King Corporation / MADE IN CHINA")

Image rights: Freilichtmuseum Molfsee - Landesmuseum für Volkskunde