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Auf der Suche nach dem verlorenen Gefühl

Objektbezeichnung:Gemälde
erweiterte Objektbezeichnung:Verlaufsbilder
Sachgruppe:A. Gemälde
Hersteller:
Jochims, Raimer
Datierung:1972 - 1973
Maße:H: 74 cm, B: 93,3 cm
Material:Spanplatte
Technik:Acryl
Im Gegensatz zu den Bildern, bei denen der Farbverlauf von der Mitte aus zentrifugal angelegt war, wird dieses Bild durch eine dunkle Mittelachse geteilt, von der aus der chromatische Verlauf über bräunliche, grüne und blaue Töne erfolgt. Der mittigen stärksten Verdichtung der Farbe folgen Partien höchster Fluktuation, Transparenz und Helligkeit. Die Übergänge von Farbe zu Farbe oszillieren und verleihen diesem und allen anderen Bildern zugleich Fülle und Vitalität. Es entwickelt sich im Zusammenhang mit der durch den Betrachter bildräumlich und -zeitlich nachzuvollziehenden Erfahrung eine große Bilddynamik. Zugleich findet ein Bewußtwerdungsprozeß statt. Man erkennt die Offenheit und die Veränderlichkeit, zugleich aber auch deren Gegensatz, nämlich das Verborgene. Die Komplexität von Farbe wird sichtbar. Die Gegensatzpaare von Warm und Kalt, von Dunkel und Hell, von Dichte und Durchsichtigkeit, von Regeln und Freiheit bilden die das Gesamtbild bestimmenden Pole. Der Maler zielt damit auf die Einheit der Gegensätze, hinter der sich für ihn auch ein gesellschafts-politischer Anspruch verbirgt. In dem nichthierarchischen Bildaufbau kann sich jede Farbe in ihren nuancenreichen Übergängen und Veränderungen frei entfalten: "Ein Maler muß sich der Farbe bedienen. Sie ist das Medium, das ihm wie kein anderes zu Diensten steht. Für einen Künstler der essentiellen Malerei ist Farbe aber mehr als nur ein Medium, das sich in Dienst nehmen läßt, vielmehr eines, das auch Ansprüche an den stellt, der es tut. ? Farbe hat nicht nur eine ästhetische, sondern auch eine ethische Qualität, insofern sie dem, der sich ihrer bedient, auch Verantwortung aufbürdet. Bevor er sie benutzt, muß er sie verstanden haben, d. h. er muß versuchen, ihr nicht nur seine Vorstellungen aufzuzwingen (?), sondern er muß ihre Gesetze berücksichtigen und seine Vorstellungen gemäß ihrer Vorgabe entwickeln. Er muß sozusagen darauf ?hören?, was das Medium Farbe selbst zu ?sagen? hat, und er muß dadurch selbst Medium sein, damit dies auch ?gehört? werden kann; was jedoch nicht heißt, daß er sich der Kraft der Farbe willenlos hingeben müßte."1
Th. R.

1 zit. n. Hajo Düchting, Von der Utopie der befreienden Farbe, in: Reimer Jochims, Künstler, Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 29, München 1995, S. 10/11

Literatur:
  • Rodiek, Thorsten / Brigitte Heise / Gerhard Gerkens / Hildegard Vogeler / Ulrich Pietsch / Susanne Peters-Schildgen: Geschenkt - Gestiftet - Gekauft, Hamburg: ConferencePoint Verlag, 2003

Inventarnummer: 1978-172

Signatur: signiert und datiert (vorn auf dem Rahmen rechts: Raimer Jochims 72/73)

Signatur: signiert (rückseitig: R. Jochims)

Abbildungsrechte: Kunsthalle St. Annen


Ikonographie:     
Abstrakte, ungegenständliche Kunst
     
Farben und Pigmente