Deutsch
Name des Museums
Titel des Bildes
Zur letzten Objektsuche Zum Album hinzufügen

467/67

Objektbezeichnung:Gemälde
Sachgruppe:A. Gemälde
Hersteller:
Geiger, Rupprecht
Datierung:1967
Maße:H: 95 cm, B: 80 cm
Material:Leinwand
Technik:Acryl (Spritztechnik)
"Es geht mir um die Farbe und deren Erkennbarkeit."2 Mit diesen knappen Worten umschrieb Rupprecht Geiger seine künstlerische Auffassung. Die Farbe selbst ist bei ihm das ausschließliche Thema. Gegenüber seinen späteren Werken, bei denen ausnahmslos die Farbe Rot in ihrer Wirkungskraft untersucht wurde, handelt es sich bei dem Gemälde 476/67 um ein noch relativ frühes Werk. Hier begegnet man dem charakteristischen Signalrot Geigers nur in Form eines schmalen Balkens als Farbverlauf am oberen Bildrand. Den Rest des Bildes dominiert ein leuchtendes Gelb, bei dessen Verlauf von oben nach unten die Farbe immer heller, fast weiß wird. Die Farbe Gelb tritt dem Betrachter als reines Licht gegenüber.

Der Autodidakt und einstmals der Zen-Gruppe (1949) angehörende Künstler begriff die Farbe als ein selbständiges Element. Sie war für ihn das Wesentliche der Malerei. Um diese in ihrer selbständigen Ausdruckskraft auch richtig zur Wirkung zu bringen, bediente er sich archetypischer Bildformen, wie der des Kreises oder Rechtecks und isolierte die reine Farbe vom Gegenstand und setzte sie in ihrer Wirkung völlig frei. Mittels dieser Formen konnte die Kraft der Farbe unbeeinflußt hervortreten: "Die Farbe des Himmels ist blau, die der Bäume und Wiesen grün. Eine Ewigkeit hat die gegenständliche Malerei Farbe so eingesetzt. Aber ich will die Farbe frei haben, als Element auf sich gestellt, um all das zu erfahren, was sie an Qualität und Kraft ist, will als Maler Farbe unbeeinflußt, isoliert von der Umwelt, frei von jeder Illusion so sehen, wie sie wirklich ist."3

Durch die Verwendung der Simultankontraste von Rot und Gelb und die von hell nach dunkel bzw. umgekehrt gleitenden Farbverläufe in diesem Werk werden die Farben und das Bild insgesamt energetisch gesteigert. Die beiden Farben scheinen sich als Energieträger zugleich auszudehnen, bzw. zusammenzuziehen. Die Farben verselbständigen sich und emanzipieren sich vom eigentlichen Farbträger. Sie gewinnen Ausstrahlungskraft und strahlen über den Bildrand in den realen Raum des Betrachters hinaus. Es werden "Kraftreserven freigelegt" (Geiger), die den Anblick zu einem durch und durch sinnlichen und emotionalen Erlebnis werden lassen. Die in Spritztechnik aufgetragene Farbe wird hier - und das ist in der Kunsttherapie schon seit langem bekannt - auch zu einem pulsierenden Ereignis, zur puren und zu einer, durch den starken Kontrast hervorgerufenen, spannungsreichen Energie; kurz: sie wird zu einer vitalen "geistigen Kraft".
Th. R.

2 Rupprecht Geiger, zit. n. : Rupprecht Geiger, Faltblatt zur Ausstellung in der Galerie Edith Weiland, Schwäbisch Gmünd, 1978
3 Rupprecht Geiger, zit. n: Rupprecht Geiger, in: Künstler, Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 1, München 1988, S.14

Literatur:
  • Dornacher, Pia: Rupprecht Geiger - Werkverzeichnis, München, 2003
  • Rodiek, Thorsten / Brigitte Heise / Gerhard Gerkens / Hildegard Vogeler / Ulrich Pietsch / Susanne Peters-Schildgen: Geschenkt - Gestiftet - Gekauft, Hamburg: ConferencePoint Verlag, 2003

Inventarnummer: 1978-245

Signatur: bezeichnet (rückseitig mittig in rot: Geiger)

Signatur: bezeichnet (auf der umgeschlagenen Leinwand: 467/76)

Abbildungsrechte: Kunsthalle St. Annen


Ikonographie:     
Abstrakte, ungegenständliche Kunst