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Ohne Titel (Panorama)

Objektbezeichnung:Zeichnung
erweiterte Objektbezeichnung:Panorama
Sachgruppe:Zeichnung / Grafik
Hersteller:
Stöhrer, Walter
Datierung:1980
Maße:H: 41,8 cm, B: 59,4 cm
Material:Milimeterpapier
Technik:Bleistift
Wachsstift
Gouache
"Panorama" steht am linken oberen Rand. Daß es sich dabei um kein landschaftliches Panorama im traditionellen Sinn handelt, offenbart der Blick auf das Ganze. Über einer schwarzen, an einen menschlichen Körper erinnernden Form, ziehen sich schwarze, grüne und rote schnörkelige Linien hin. Zu beiden Seiten sieht man Umrisse, die gleichfalls an Körperliches erinnern, sich jedoch zugleich dem genauen und definitorischen Zugriff entziehen. Rechts könnte es das Profil eines Kopfes mit ausgestreckter Zunge sein. Die Zunge selbst könnte aber auch ein erigiertes männliches Geschlecht darstellen. Das gesamte Bild entzieht sich jedoch einer genaueren Interpretation.

Es ist das Gewalttätig-Angespannte, das Explosiv-Verstörende, das den Grundcharakter dieser Arbeit ausmacht. Anregungen hierfür gewann Stöhrer, der zur Zeit der Herstellung dieser Arbeit in Berlin lebte, von den dort überall anzutreffenden Graffiti, die teilweise pornographischen Inhalts waren. Insofern läßt sich ein solches Bild auch als eine unmittelbare und in einem heftigen Werkprozeß entstandene Lebensäußerung betrachten.

Stöhrer selbst prägte hinsichtlich seines Schaffens den Begriff vom "intrapsychischen Realismus". Es sind zwei Komponenten, die die Bilder auszeichnen: zum einen die freie malerische Dynamik und zum anderen die figurativen Anteile. Beides wird miteinander verschmolzen: "Mich fasziniert strikte Heterogenität; die Farbbahnen gehen auf die sinnliche Erfahrung von Landschaft, von raumhaltigen Ebenen zurück, sie verkörpern den freieren Anteil des Bildes, während die embryonale Form den figurativen Anteil des Bildes wiedergibt und in seiner Härte in Beziehung zu dem Titel des Bildes steht."1

Das Subjektive, das Gelebte und Gefühlte, das persönlich Verzerrte und Gelesene wird auf diese Weise bruchstückhaft und letztlich unvollständig visualisiert. Die sichtbaren Kalligraphien, die Restwörter und Zufälligkeiten in seinen Bildern potenzieren diesen hier sichtbar gemachten und im steten Fluß befindlichen Lebensprozeß.
Th. R.

1 Walter Stöhrer, in: Walter Stöhrer, Künstler, Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 34, München 1996, S. 14

Literatur:
  • Rodiek, Thorsten / Brigitte Heise / Gerhard Gerkens / Hildegard Vogeler / Ulrich Pietsch / Susanne Peters-Schildgen: Geschenkt - Gestiftet - Gekauft, Hamburg: ConferencePoint Verlag, 2003

Inventarnummer: 1990-10

Signatur: bezeichnet und datiert (u.l.: Stöhrer 1980)

Abbildungsrechte: Kunsthalle St. Annen


Ikonographie:     
Abstrakte, ungegenständliche Kunst