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Fahne

Objektbezeichnung:Gemälde
Sachgruppe:A. Gemälde
Hersteller:
Armando
Datierung:1982
Maße:H: 235 cm, B: 155 cm
Material:Leinwand
Technik:Öl
Vor einem von weißen und grauen Zwischentönen bestimmten, pastos und unruhig bewegten Hintergrund zeichnet sich eine große tiefschwarze, im Wind wehende Fahne ab. Ihre Farbe ist die der Trauerbeflaggung. Sie gemahnt an die Pestfahnen des Mittelalters. Durch ihre gewaltige Dimension wirkt sie bedrohlich und todbringend.

Auch wenn der Maler nur dieses scheinbar simple Motiv mit einem großen malerischen und von vielen Zwischenstufen charakterisierten Gestus zeigt und auf jede weitere Illustration eines Ereignisses oder eines historischen Vorgangs verzichtet, so werden beim Betrachter doch unversehens Assoziationen an Vernichtung, Bedrohung, Krieg und Tod hervorgerufen.

Armando pflegt in Form von Bildserien zu arbeiten, in denen er ein bestimmtes Thema umkreist. Die Serie der "Fahnen" entstand in den Jahren 1980 - 1982. Stets geht es ihm bei seinen Bildern darum, die Erinnerung zu suchen, um gegen das Vergessen anzugehen. Ganz konkret spielen dabei auch seine eigenen Erinnerungen an die Zeit eine Rolle, als er als Kind von 1934 bis 1949 in Amersfoort unmittelbar neben einem von den Deutschen 1938 errichteten polizeilichen Durchgangslager, dem Kamp Amersfoort, später KZ Amersfoort, aufwuchs. Ohne konkret einen Vorgang abzubilden, vermag es der Künstler durch die in seinen Bildern angelegte Offenheit, einen großen Assoziationsspielraum zu erzeugen. Dabei ist es äußerst wichtig zu erkennen, daß die Malweise selbst, die in vielem an die Gruppe COBRA und die Malerei des Informel erinnert, und das Verhältnis von Schwarz und Weiß auch eine symbolische Dimension besitzen. Beide gegensätzliche Farben durchdringen sich gegenseitig, sind untrennbar miteinander verknüpft und spielen dadurch überzeugend auch auf das Verhältnis von Täter und Opfer an. Eine janusköpfige Grundthematik, die alle Bilder Armandos kennzeichnet.

Auf diese Weise werden "aus Monumenten belasteter Zeichen Medien der Erkenntnis" und aus "vagen Erinnerungen an die Geheimnisse der Ereignisse und der Orte? Bilder von überpersönlicher und überörtlicher Grundsätzlichkeit".1 Da der Schrecken direkt nicht abbildbar ist, schafft Armando mit seiner Fahne ein Kunstwerk, das den Schrecken zwar nicht beschreibt, gleichwohl aber in sich trägt. Damit aber wird das Bild zu einem zeitlosen Symbol jenseits jeglicher historischen Faktizität.
Th. R.

1 Heusinger von Waldeck, zit. n.: Jürgen Schweinebraden Frhr. Von Wichmann-Eichhorn, Ein Schrei des Schreckens zwischen einst und heute, in: Armando, Künstler, Kritisches Lexikon der Gegenwart, Ausgabe 26, München 1994, S. 10

Literatur:
  • Rodiek, Thorsten / Brigitte Heise / Gerhard Gerkens / Hildegard Vogeler / Ulrich Pietsch / Susanne Peters-Schildgen: Geschenkt - Gestiftet - Gekauft, Hamburg: ConferencePoint Verlag, 2003

Inventarnummer: 1991-261

Signatur: bezeichnet (rückseitig: 3/1982 Fahne)

Abbildungsrechte: Kunsthalle St. Annen


Ikonographie:     
Abstrakte, ungegenständliche Kunst