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Objektbezeichnung:Gemälde
Sachgruppe:A. Gemälde
Hersteller:
Schmidt, Georg
Datierung:2002
Maße:H: 140 cm, B: 170 cm
Material:Leinwand
Technik:Öl
Stil:Konkrete Kunst
Ein leicht zum Bläulichen changierendes, monochromes Rot bestimmt die gesamte Bildfläche. Lediglich ein blau-grünlicher, schmaler horizontaler Streifen im unteren Teil des Bildes setzt einen farblichen Gegenakzent und teilt das Bild in zwei Teile, dessen untere schmale Fläche geringfügig dunkler ist als die obere.

Es geht dem Maler ausschließlich um die Farbe. Zum Einen um die Wirkung der Farbe als in sich differenzierte monochrome Fläche, zum anderen aber auch um das Zusammenspiel mit der benachbarten Farbe, die in Form des farbigen Begrenzungsstreifens mit der zentralen Farbe in eine Art Dialog tritt. Sie baut ein Spannungsverhältnis auf und potenziert die Wirkung der Hauptfarbe, begrenzt diese zugleich aber auch.

Der augenscheinlichen Einfachheit des Bildes steht ein sehr langwieriger, nachträglich nicht mehr im Detail nachzuvollziehender Malprozeß entgegen. Das Gemälde wurde in bis zu 40 Schichten aufgebaut.

Dabei verwendete der Künstler ein ganz traditionelles Verfahren, das schon seit etwa dem 16. Jahrhundert bekannt ist. Unter Verwendung von Pigmenten wird die Ölfarbe auf Leinwand über einem Kreidegrund aufgetragen und zur Stabilisierung auch Alaun beigemischt.

Betrachtet man das Bild, dann stellt man fest, daß es eben nicht lediglich monochrom ist, sondern eine belebte innere Struktur aufweist.

Man trifft hier auf polare Spannungen, die von warmen und kalten Tönen gebildet werden, oder auf hellere und dunklere Partien, sowie auf Unterschiede zwischen rechts und links, bzw. oben und unten.

Schmidt geht es darum, mit Hilfe der Farbigkeit Spannungen zu erzeugen. Die matten Farben erzeugen zugleich auch eine innere Bildtiefe, ohne daß man in diese Tiefe eindringen könnte. Es existiert hier also ein weiteres Spannungsverhältnis, nämlich das zwischen der Tiefe der Farbe und ihrem gleichzeitigen Herausdringen in den Realraum, der vom Bild deutlich beeinflußt wird. Es gibt ein visuelles Vor und Zurück. Man nähert sich dem Bild und entfernt sich zugleich von ihm. Seine Bildfläche ist eine Spannungsfläche, bzw. ein Energiefeld, das den Betrachter für die zahlreichen Nuancen sensibilisiert. Da das Bild über ein aktives Eigenlicht verfügt, entwickelt sich vor ihm das räumliche Wahrnehmen.

Durch den farbigen Randstreifen unten wird der im Bild herrschende Spannungsbogen noch erhöht. Das Phänomen dieses, der konkreten Malerei zuzurechnenden Bildes kann man wohl am besten mit dem Begriff einer "schwebenden Farbräumlichkeit" umschreiben.

Georg Schmidts Bild vermag uns das Eigenleben und das Leuchten der Farbe zu verdeutlichen. Seine Farbigkeit ist wie ein Musikinstrument, das eine bestimmte Stimme hat und einen Klang zu erzeugen imstande ist.

Durch die durch den Tageslichtwechsel erzeugte qualitative Veränderung der gemalten Farbe wandelt sich auch das Bild.

Was Georg Schmidt mit seiner Malerei intendiert, ist ganz offensichtlich die optimale Freisetzung der Eigenmacht der Farbe. Es geht um ihre Eigengesetzlichkeit und um ihr Eigenleben. Er lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die inneren Energien der Farbe und auf ihr Wirken im Raum.

Das Anliegen Georg Schmidts zielt darauf, beim Betrachter ein differenziertes Farbsehen auszulösen. Farbe und Farbigkeit sind hier alleinige Handlungsträger. Der Inhalt ist letztlich das, was sich beim aktiv-sehenden Betrachter im Anblick der Arbeit ereignet. Der "Inhalt" wird nicht abgebildet, sondern als Ereignis vollzogen, da die Farbe keinen Zustand bezeichnet, sondern ein Übergang ist, wie es sein Lehrer Gotthard Graubner dereinst formulierte.

Farbe als etwas Dynamisches und Werdendes zeigt sich hier zugleich als Gewordenes und das Gewordene, nämlich die Farbe in ihrer Differenziertheit, behält stets die Qualität des Unfixiert-Werdenden, d.h. des Aktiv-Dynamischen.
Th. R.

Literatur:
  • Rodiek, Thorsten / Brigitte Heise / Gerhard Gerkens / Hildegard Vogeler / Ulrich Pietsch / Susanne Peters-Schildgen: Geschenkt - Gestiftet - Gekauft, Hamburg: ConferencePoint Verlag, 2003

Inventarnummer: 2003-4

Signatur: signiert und datiert (rückseitig u.r.: 2002 8 Schmidt)

Abbildungsrechte: Kunsthalle St. Annen


Ikonographie:     
Abstrakte, ungegenständliche Kunst