Während die Kandidaten Wilhelm Marx und Ernst Thälmann bei der Reichspräsidentenwahl 1925 mit narrativen Wahlplakaten warben, setzten die Wahlhelfer Hindenburgs ganz auf die Person des Generalfeldmarschalls und auf den Mythos von Tannenberg, mit dem Hindenburg zum "Retter der deutschen Nation" avancierte. Nach dem Zusammenbruch der Ostfront zu Beginn des 1. Weltkriegs übernahm Hindenburg in einer aussichtslos erscheinenden Lage den Oberbefehl über die 8. Armee, mit der ihm in einer großen Vernichtungsschlacht gegen die überlegenen russischen Truppen die Wende gelang. Damit verkörperte er die Sehnsucht vieler Deutscher nach Glanz und nationaler Identität. Eine Namensnennung auf dem Plakat war nicht nötig, da die Apostrophierung "Der Retter" für den zeitgenössischen Betrachter alles Wesentliche aussagte. Das reine "Porträt"-Plakat, das ausschließlich das Konterfrei des Kandidaten zum Motiv hat, blieb in der Weimarer Republik allerdings eine Ausnahmeerscheinung gegenüber dem inhaltsreichen, erzählenden Plakat.

Inventarnummer: 157/1998 1u.2