Nur im Johannesevangelium (18,13-24) wird davon berichtet, dass Christus nach seiner Verhaftung zuerst Hannas, dem Schwiegervater des Hohenpriesters Kaiphas, vorgeführt wurde, damit er über diesen richte. Christus wird von einer Gruppe Bewaffneter gefesselt dem Kaiphas vorgeführt. Ein Gerüsteter, die größte Figur des Bildes, leitet in das Geschehen ein. Er hält in seiner Rechten einen mächtigen Morgenstern, der sich unheilvoll vor dem hellen Grund abhebt. In der Verlängerung seiner Kette steht Christus. Trotz der demütigen Haltung überragt er die umstehenden Personen. Einige tragen phantasievolle Rüstungen. Bewaffnete und Unbewaffnete drängen sich dicht um den Gefangenen und lauschen gespannt, was Hannas zu sagen hat. Der sitzt erhöht auf seinem Richterstuhl. Über ihm spannt sich ein Baldachin, von dem Fruchtgirlanden herabhängen. Hannas blickt dem Gefangenen entgegen. Er führt mit seinen Händen eine Bewegung aus, die, dem Bibeltext entsprechend, dem Kaiphas zugeordnet wird, der sein Gewand zerreißt. Dabei stützt er seinen linken Ellenbogen auf die Tischplatte, die von einem Atlanten getragen wird, der nach antikem Verständnis Träger der Ordnung ist. Amor, nach christlicher Auffassung Inbegriff der Liebe, berührt den Atlanten in einer um Verschonung bittenden Geste an der Brust. Auch die beiden sich balgenden Hunde verdeutlichen den dargestellten Konflikt.
(nach Nina-Jeanette Jakubczyk, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004, S. 164)

Literatur:

• Kuder, Ulrich / Bärbel Manitz / Walter Sparn: Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kiel, 2004

Inventarnummer: A.B. 182

Signatur: unbezeichnet (o. am Fenster: kursächsisches Wappen)

Signatur: unbezeichnet (a. d. Rückseite: deutsche Bibelübersetzung)

Ikonographie:

Passion Christi