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Ecce Homo

Objektbezeichnung:Druckgrafik
Sachgruppe:Druckgrafik
Künstler:
Cranach d.Ä., Lucas
Datierung:1509
Maße:H: 24,9 cm, B: 17,4 cm
Material:Papier
Technik:Holzschnitt
Stil:Renaissance
Pilatus, der römische Statthalter von Judäa, stellt den dornengekrönten Christus dem Volk zur Schau. In drei übereinander liegenden Ebenen nehmen drei Personengruppen an der öffentlichen Verhandlung teil. Die wilde Menschenmenge zu Füßen der Palastterrasse wird durch die Kante des oberen Treppenabsatzes von den erhöht Stehenden abgegrenzt, ebenso die verhaltener reagierenden Personen, unter ihnen Frauen und Kinder, auf dem hölzernen Balkon des Hauses im Hintergrund. Hieb- und Stichwaffen, die wie ein Gitter aus der Menge hervorragen, verriegeln den Weg. Mit vor Erschöpfung und Schmerzen gekrümmtem Körper ist Christus der aufgebrachten Menge ausgeliefert. Pilatus hält mit der rechten Hand den Purpurmantel schützend vor die Scham des entblößten Heilands. Mit erhobenem Richterstab schaut er mit fragendem Blick zum Gepeinigten, von dessen Schuld er nicht überzeugt ist. Damit legt er das Schicksal Christi in die Hände des jüdischen Volkes. Er bietet an, ihn frei zu lassen. Es war nämlich üblich, zum Passahfest einen Verurteilten zu begnadigen. Doch die Juden fordern den Tod des Angeklagten. Um ihre Entscheidung zu untermauern, haben einige ihre Hände wie zum Schwur erhoben. Ihr Hass lässt sich in ihrer ablehnenden Haltung und in ihren Gesichtern ablesen. Der Fluch ?Sein Blut komme über uns und unsere Kinder? (Matthäus 27,25) betrifft auch die beiden Jungen, die mit ihrem Vater dem Spektakel beiwohnen. Unabhängig von der biblischen Überlieferung verfolgt eine Gruppe auf dem Balkon im Hintergrund das Geschehen. Die beiden kurfürstlichen Wappen Sachsens transponieren diese Zuschauer in die Gegenwart des Künstlers. Volkszorn, Sensationslust, aber auch stille Anteilnahme entsprechen ganz dem Verhalten der Menschen zu Cranachs Zeit, in der der Strafvollzug öffentlich und somit für die Massen willkommene Abwechslung war.
(nach Nina-Jeanette Jakubczyk, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004, S. 163)

Literatur:
  • Kuder, Ulrich / Bärbel Manitz / Walter Sparn: Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kiel, 2004

Inventarnummer: A.B. 185

Signatur: unbezeichnet (oben am Balkon: kursächsisches Wappen)

Signatur: unbezeichnet (a. d. Rückseite: deutsche Bibelübersetzung)


Ikonographie:     
Passion Christi