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Wurstverkäuferin und Fastnachtstänzer

Objektbezeichnung:Druckgrafik
Sachgruppe:Druckgrafik
Künstler:
Hopfer, Daniel
Datierung:1525 - 1530
Maße:H: 21,4 cm, B: 33,7 cm
Material:Papier
Technik:Radierung (Eisen)
Stil:Renaissance
Diese Kopie nach einem Kupferstich des italienischen Meisters SE (1394-1474) zeigt im Mittelpunkt eine hässliche, alte Frau in einem festlichen Kleid. Als Kopfbedeckung trägt sie einen Doppelhennin mit langem Schleier. Mit der Rechten bietet sie einen Weinkrug an, in der Linken hält sie einen langen Stock mit sieben Würsten, die der Zahl der sie umwerbenden Männer entsprechen. Sechs plumpe, barfüßige Männer mit fratzenhaften Gesichtern tanzen betrunken mit Narrenschellen an Hand- und Fußgelenken um sie herum. Links hat sich einer vor der Alten niedergekniet. Ein siebter, mit einem Lorbeerkranz, bläst im Hintergrund auf einer Tuba.
Während der Fastnacht wurde die Welt auf den Kopf gestellt. Man befreite sich von den Zwängen des Alltags. Essen und Trinken spielten dabei eine wichtige Rolle. Das Tolerieren der heidnischen Fastnachtsbräuche hatte für die Menschen eine Ventilfunktion, um ihnen die Einhaltung der auf die Fastnacht folgenden vorösterlichen Buß- und Fastenzeit mit der Besinnung auf die Passion und Auferstehung Christi zu erleichtern. Einmal im Jahr konnte das Volk aufbegehren und verschwenderisch leben.
Die Szene parodiert den Moriskentanz, einen ritterlich-höfischen Werbetanz, bei dem die Männer durch skurril-groteske Bewegungen die Gunst einer Dame zu erlangen suchten, die als Preis für den Besten einen Kranz, Apfel oder Ring bereithielt. Die burgundische Kopfbedeckung, Brustpanzer und Waffenröcke verweisen auf diesen ritterlich-höfischen Minnekult. Mit dem Niederknien erklärte sich der Mann zum Vasallen seiner zur Lehnsherrin stilisierten Dame. Im Zuge der Verdrängung der höfischen Minne führte der Moriskentanz den sich in tänzerischer Ekstase manifestierenden Vernunft- und Identitätsverlust der Männer vor. Das Werben um die Frau wird als närrischer Verlust männlicher Ratio gewertet.

Lit: nach Melanie Kahl, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004.

Literatur:
  • Kuder, Ulrich / Bärbel Manitz / Walter Sparn: Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kiel, 2004

Inventarnummer: A.B. 221

Signatur: bezeichnet (u. r.: D.H; mit Werkstattzeichen)

Signatur: bezeichnet (u. Mitte: 18; nachträgliche Nummerierung der Hopfer-Platten im 17. Jahrhundert durch David Funck)


Ikonographie:     
Gesellschaftsbild