Deutsch
Name des Museums
Titel des Bildes
Zur letzten Objektsuche Zum Album hinzufügen

Predellenflügel des Valentinsaltars

Objektbezeichnung:Altarflügel
Sachgruppe:7. Altarschreine
Künstler:
Dedeke, Wilm
Ort:Lübeck
Datierung:1490 - 1500
Maße:H: 73,5 cm, B: 190 cm
Material:Eiche
Technik:Öl (auf Kreidegrund)
Stil:Gotik
Die Tafeln des Predellenflügels stellen außen nebeneinander die Heilige Sippe und die Kreuzigung dar. Die beiden Bildfelder auf der Innenseite der Predella beschreiben Szenen, die sich um den Tod Mariens gruppieren: den Tod Mariens selbst, das Begräbnis und die Gürtelspende, die zur Himmelfahrt Mariens gehört.
Auf der linken Tafel sieht man unmittelbar auf das Sterbelager. Auf den Schabracken des Baldachins ist der Anfang des Hymnus "Inviolata, intacta et casta es Maria" (Unverletzt, unberührt und keusch bist du, Maria) zu lesen. Um das Bett herum stehen dicht gedrängt die trauernden Apostel. Unter ihnen sind Petrus und Johannes zu identifizieren: Petrus im geistlichen Ornat sprengt Weihwasser, Johannes drückt Maria die brennende Sterbekerze in die Hände.
Das Bild scheint sich an niederländischen Bildvorlagen zu orientieren, die die Illusion realistischer Wiedergabe erwecken wollen. Die Darstellung des Bettes und seine Disposition im Raum, die Apostel in ihren verschiedenen Haltungen und Gesten und die Utensilien, die zur Sterbefeier gebraucht werden, sind als gestalterische Aufgabe wichtiger als die Vermittlung einer transzendenten Ebene.

Die Tafel daneben zeigt die Begräbnisprozession, die in einer langen Reihe aus trauernden Frauen mit den Sarg tragenden Aposteln an der Spitze aus der Stadt zieht. Auch wenn das rechte Tor mit seinen Doppeltürmen an das Holstentor erinnern mag, so stellt es doch keine norddeutsche Architektur dar, sondern erinnert an niederländische Stadtansichten. Von den Aposteln sind Petrus und Johannes an der Spitze des Trauerzuges genau zu identifizieren, Johannes trägt den Zweig aus dem Paradies, den der Engel Maria bei der Ankündigung ihres Todes gebracht hat. Von den Sargträgern ist nur Jakobus der Ältere durch das Pilgergewand und die Jakobsmuschel am Hut zu erkennen.
Die Szene im Vordergrund weicht von der Legende ab: Es ist nicht die gen Himmel fahrende Gottesmutter, die ihren Gürtel dem Apostel Thomas zuwirft, vielmehr ist es ein Engel, der ihm das Band übergibt. Die Himmelfahrt selbst ist nicht dargestellt, sondern läßt sich nur durch die nach oben gerichteten Blicke erahnen.

Vogeler 1993, Kat. Nr. 22

Literatur:
  • Milde, Carl Julius: Verzeichniss der Lübeckischen Kunstalterthümer, 1 (Inventar 1-139), Lübeck, 1855
  • Hasse, Max: Lübecker Museumsführer, I Die sakralen Werke des Mittelalters, Sankt Annen-Museum, Lübeck, 1970 (1964)
  • Deckert, Hermann: Die lübisch-baltische Skulptur im Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaften, III, 1927, S. 1-75
  • Deckert, Hermann: Die lübisch-baltische Skulptur im Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaften, III, 1927, S. 1-75
  • Busch, Harald: Der Halepagenaltar, in: Pantheon, IX, 1932, S. 8-15
  • Paatz, Walter: Bernt Notke und sein Kreis (Denkmäler Deutscher Kunst), Berlin, 1939
  • Busch, Harald: Meister des Nordens. Die Altniederdeutsche Malerei 1450-1550, Hamburg, 1943 (1940)
  • Stange, Alfred: Deutsche Malerei der Gotik, VI Nordwestdeutschland in der Zeit von 1450 bis 1515, Berlin, 1954
  • Hasse, Max: Lübecker Maler und Bildschnitzer um 1500, 1. Teil, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte, III, 1964, S. 258-318
  • Stange, Alfred: Kritisches Verzeichnis der deutschen Tafelbilder vor Dürer, I, München, 1967
  • Wittstock, Jürgen: Kirchliche Kunst des Mittelalters und der Reformationszeit. Die Sammlung im St. Annen-Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, I (Lübecker Museumskataloge), Lübeck, 1981
  • Albrecht, Uwe: Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur in Schleswig-Holstein, 1 Hansestadt Lübeck, St. Annen-Museum, Kiel: Verlag Ludwig, 2005
  • Schaefer, Karl: Führer durch das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte zu Lübeck, Lübeck, 1915
  • Denkmalrat: Kirche zu Alt-Lübeck. Dom. Jakobikirche. Ägidienkirche (Die Bau und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck, III), Lübeck, 1920
  • Lotz, Wilhelm: Kunst-Topographie Deutschlands, 1: Norddeutschland (Statistik der deutschen Kunst des Mittelalters und des 16. Jahrhunderts. Mit specieller Angabe der Literatur, 1), Kassel, 1862
  • Goldschmidt, Adolph: Lübecker Malerei und Plastik bis 1530, Lübeck: Verlag von Bernhard Nöhring, 1889
  • Struck, Rudolf: Beiträge zur lübeckischen Kunstgeschichte, III, in: Lübecker Forschungen, 1921, S. 303-324
  • Habicht, Victor Curt: Hanseatische Malerei und Plastik in Skandinavien, Berlin, 1926
  • Heise, Carl Georg: Lübeckische Plastik und Malerei, in: Lübecker Heimatbuch, Lübeck, 1926, S. 206-250
  • Struck, Rudolf: Materialien zur lübeckischen Kunstgeschichte, in: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde, XXIII, 1926, S. 207-289
  • Struck, Rudolf: Materialien zur lübeckischen Kunstgeschichte, II., in: Mitteilungen des Vereins für lübeckische Geschichte und Altertumskunde, Heft 15, Nr.4, 1930, S. 55-85
  • Karling, S.: Medeltida träskulptur i Estland, Stockholm, Göteborg, 1946
  • Hasse, Max: Lübecks Kunst im Mittelalter, in: Kirchliche Kunst des Mittelalters, Lübeck, 1981, S. 20-39
  • Nordman, C. A.: Medeltida skulptur i Finland, in: Schriftenreihe der Finnischen Altertumsgesellschaft Helsinki, 62, Helsinki, 1964
  • Moltke, Erik: SÝnderjylland. Kunsthistorisk oversigt og registre, in: Danmarks kirker, Kopenhagen, 1963
  • Vogeler, Hildegard: Madonnen in Lübeck, Lübeck, 1993

Inventarnummer: 6

Abbildungsrechte: St. Annen-Museum


Ikonographie:     Heilige Sippe     Kreuzigung     Marientod     Grablegung Marias     Gürtelspende Marias