Die Zeichnung zeigt einen Teil eines Arbeitsraums von einem Künstler. Links befindet sich ein großes Fenster mit Vorhängen, vor dem rechtwinklig an der Wand ein Podest mit einem breiten Schreibpult steht. Im linken Bildvordergrund steht ein charakteristischer Sitz in Form eines Sattels. Der Blick fällt auf einen Mann im Hausrock, der nur von hinten zu sehen ist und ein Fuß auf dem Podest gestellt hat. Er arbeitet intensiv am Schreibpult und fertigt gerade eine Radierung an. Um das beste Licht zu erhalten, hängt ein geweißtes Glas im Rahmen an zwei Schnüren von der Wand, daneben stehen Utensilien zum Färben und Malen.
Kersting soll hier Goethe in dessen Haus am Frauenplan in Weimar dargestellt haben. Das heute noch erhaltenen Mobiliar sowie der im Sommerhaus gezeigte Sattelstuhl unterscheiden sich von den hier abgebildeten Möbeln, so dass auf dem Blatt wohl nicht Goethe zu sehen ist. Goethe hat zudem nur selten Grafiken angefertigt.
Zwischen Kersting und Goethe gab es spätestens seit 1813 Kontakte, jedoch blieben diese nur sporadisch, obwohl Goethe einmal zugunsten Kerstings eine Lotterie in Weimar veranstaltete. Kersting hat eine Reihe von Atelier-, Studierstuben- und Interieurbildern angefertigt, in denen sich diese Zeichnung gut einordnen läßt. Im Bildaufbau sehr ähnlich ist das Gemälde "Mann am Sekretär" von 1811, das sich heute in den Weimarer Kunstsammlungen befindet.
Auffallend an der vorliegenden Zeichnung ist, dass diese auf der linken Seite kräftiger und detailreicher und zur rechten Seite immer schemenhafter und blasser ausgeführt wurde. Anscheinend hat Kersting die Arbeit an dieser Skizze abgebrochen.
T.A.

Literatur:

• Schnell, Werner: Georg Friedrich Kersting (1785-1847), Berlin, 1994

Inventarnummer: 2000-201

Signatur: unbezeichnet

Signatur: Stempel (verso: Ch D)

Abbildungsrechte: Museum Behnhaus/Drägerhaus

Ikonographie:

historische Person       ganzfiguriges Porträt       Interieur