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Kellerkinder

Objektbezeichnung:Gemälde
Sachgruppe:Zeichnung / Grafik
Künstler:
Lange, Werner
Datierung:1921
Maße:Papier: H: 60 cm, B: 48 cm
Material:Papier
Technik:Pastell
Stil:Expressionismus
Die Arbeit »Kellerkinder« (1921) gewährt einen Einblick in das künstlerische Werk des Kieler Malers und Grafikers Werner Lange (geb. 31.3.1888 in Kiel, gest. 13.7.1955 in Kiel). Die Pastellzeichnung spiegelt die expressionistische Bewegung in der Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wider, die sich gegen die Tendenz der Darstellung des wirklichkeitsnahen Naturerlebnisses richtete. Das Figürliche, das zeitlebens ein zentrales Thema in Langes künstlerischem Werk darstellt, wird auch im vorliegenden Werk aufgegriffen. Der Mensch und seine zeichenhafte Gestalt gelten dabei als das Hauptanliegen seiner Kunst.
Der Betrachter wird mit einer Figurenkomposition, bestehend aus zwei kindlichen Gestalten, konfrontiert, die den gesamten Bildbereich einnimmt. Die Gestalt, welche sich am linken Bildrand befindet, senkt den Blick und lehnt sich an die Schulter der zweiten Gestalt, welche en face dargestellt ist. Die sich auf den Betrachter richtende Blickachse involviert diesen in das Bildgeschehen und erzeugt auf diese Weise eine emotionale Verbindung. Die Darstellung der menschlichen Figuren bewegt sich dabei zwischen Abstraktion und Leiblichkeit, wobei eine Abkehr von konventioneller Abbildlichkeit vollzogen wird. Körperlichkeit bleibt trotz der abstrakten Darstellungsweise bewahrt, wobei Lange eine Vereinfachung und Vergröberung der Glieder vornimmt. Oberkörper, Arme oder Hände sowie Merkmale der Gesichter lassen nur angedeutete Züge des Individuellen erkennen. Lange konzentriert sich stattdessen insbesondere auf die Hauptelemente Farbe und Form. Im freien Umgang mit eben diesen schafft er eine neuartige Sicht auf Natur und Dingwelt. Er nähert sich dabei einer Malerei an, die an keinerlei Räumlichkeit gebunden ist. Die vollständige Tilgung der Unterschiede zwischen Raum und figürlichem Gegenstand wird jedoch durch die gegeneinander abgesetzten Farbflächen unterbunden, die Volumen und Plastizität der Figuren erahnen lassen. Die Farbigkeit variiert zwischen leuchtend und düster, zart und kräftig, wobei eine Gewichtung der Farbwerte nach den Bildebenen erfolgt. Im Vordergrund finden blendend helle Gelb- und Grüntöne im Bereich der Gesichter der Figuren Verwendung. Dieser hellste Bereich des Bildes befindet sich im Zentrum der Darstellung, welches durch die besondere Leuchtkraft noch einmal hervorgehoben wird. Umgeben von kräftig satten Rot- und Blautönen und vielschichtigen Abstufungen bräunlich dunkler Farbfelder im Bildhintergrund entsteht eine kontrastierende Tiefenwirkung des Raumes, die den hellsten Bereich des Bildes optisch hervorhebt und den Blick des Betrachters auf den Bildvordergrund lenkt.
Werner Langes Gemälde »Kellerkinder« ist in einer Zeit revolutionärer Unruhe entstanden. Die Schrecken des ersten Weltkriegs waren noch nicht vergessen, was sich politisch als auch gesellschaftlich bemerkbar machte. Die Unsicherheit und Ungewissheit dieser Tage spiegelt sich in der Haltung der beiden Kinder wider, die sich mit leiderfüllten, ausgemergelten Gesichtern hilfesuchend an den Betrachter wenden.

(Lisa Wetendorf)

Literatur:
  • Stadtgalerie Kiel (Hrsg.): Kunstwende. Der Kieler Impuls des Expressionismus 1915-1922, Neumünster: Karl Wachholtz Verlag 1992

Inventarnummer: 5776

Signatur: signiert und datiert (u.r.: W. L. 1921)

Abbildungsrechte: Stadtgalerie Kiel


Ikonographie:     
Mensch