»Ausgangsmaterial der Arbeit 'Kreise in kreisförmigen Einschnitten' sind 4 Malerleinwände im Format 120 x 120 cm. Silke Radenhausen zeichnet auf jede von ihnen mit einem Bleistift einen Kreis von ca. 80 cm Durchmesser. Dann schneidet sie am äußersten linken Punkt anfangend entlang der Kreislinie das Tuch mit einer Schere auf: die erste Leinwand zu einem Viertel, die zweite zur Hälfte, die dritte zu drei Viertel, die vierte ganz bis auf den letzten Faden. In diese Schnittstellen näht die Künstlerin kreisförmige Leinwände ein, deren Umfang doppelt so groß wie die Länge des jeweiligen Schnittes ist. Die eingefügten Tücher sind farbig. Ausgehend von einem rötlichen Blau sind sie durch Hinzufügen von Schwarz mit zunehmender Größe dunkler gefärbt. [...] Wie das Tuch sich wölbt, beult und ausformt hängt nicht nur von geometrischen und physikalischen Vorgaben ab, die mit Hilfe der Topologie berechnet werden könnten. Unwägbar ist z. B. der Einfluss des natürlichen Wachstums des Flachses auf die Eigenschaft des Tuchs, unvorhersehbar die Auswirkung der mit der Hand gemachten Naht auf den Faltenwurf, unberechenbar das Ergebnis einer jeweils anderen Aufhängung.
Silke Radenhausen wagt es, etwas in Gang zu setzen, dessen Ergebnis unvorhersehbar ist. Das widerspricht traditionellem künstlerischem Selbstverständnis und allgemeinem menschlichem Sicherheitsdenken. Die Weigerung, die Natur einer endgültigen Planung zu unterwerfen und der Mut, sich auf deren Vorgaben einzulassen sind Ausdruck eines ganzheitlichen Denkens. Die überraschend klaren und schönen Formulierungen, die sie damit gewinnt sind zugleich Beleg und Rechtfertigung dieser Haltung.« (Weber 1988, o. S.)

Literatur:

• Weber, Norbert: Silke Radenhausen - Kreise in kreisförmigen Einschnitten. In: Kulturamt der Landeshauptstadt Kiel (Hrsg.), Stadtgalerie im Sophienhof, Kiel 1988
• Zeigerer, Wolfgang (Hrsg.) / Kruska, Peter (Hrsg.): Stadtgalerie Kiel - Einblicke in die Sammlung, Kiel 2013

Inventarnummer: 6075

Abbildungsrechte: Stadtgalerie Kiel