In der wilhelminischen Zeit (Zweites Deutsche Reich) hatte das deutsche Volk Völker und Länder in Afrika, Orient und Fernost "für sich entdeckt". Der Kaiser sagte zu diesem Thema: "Auch das deutsche Volk braucht einen Platz an der Sonne." Daraus entwickelte sich eine Vorliebe deutscher Fotografen, den Menschen in den ihnen fremden Kulturen abzulichten. Solch eine Fotoserie findet sich in der Fotobeschreibung "türkisch-orientalische Typen". Auch der Ausdruck "Arabischer Haarkünstler" findet sein Gegenstück im "Haarkünstler im Schützengraben" (1914-18). Das Wort "Haarkünstler" wird weder dem abgebildeten arabischen Herrenfriseur noch dem Soldatenfriseur des Stellungskrieges im Ersten Weltkrieg gerecht. Der Zweck dieser Postkarten wird noch deutlicher, wenn man bedenkt, dass das deutsche Volk durch kaiserliche Vorgabe am Erwerb der Kolonien sich begeisterte und sich selbst mit dem Herren-Leben in den Kolonien identifizierte. - Beim Betrachten der Schere in der Hand des Friseurs wird schon klar, dass die Scherenform und -größe in den letzten 100 Jahren sich sehr geändert hat.

Inventarnummer: Pk294

Signatur: Schriftzug (vorn: unten:Türkisch-orientalische Typen. Arabische Haarkünstler; oben: 595 Coiffeur arabe; hinten: Hersteller-Signet im Kreis, editeurs: Lehnert & Landrock)

Abbildungsrechte: Herr Zopfs Friseurmuseum