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Romeo & Juliet |
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Seit 1972 hat HA Schult in dichter Folge eine große Zahl von Objekten gestaltet, in denen er seine Erfahrung von Welt und seine Beziehung zu ihr zusammenfaßt. Eingeschlossen in enge Kästen, wie präpariert, entwirft er Szenarien von bedrängender Fülle. Das Bild einer Welt im Taschenformat entsteht, doch ist dies keine liebevoll präparierte, auf Dauer eingerichtete Miniaturenzyklopädie der Erfahrungen, sondern das Ergebnis eines komplizierten Vorgangs, den Jens Christian Jensen so beschrieben hat: ,,HA Schult, der sich gern ,,der Macher" nennt, erfährt sich selbst im Machen und läßt sich in das Gemachte ein, indem er in das unbewegte Bild der Kästen seine Lebenskraft investiert. Wenn man das weiß, erkennt man in ihnen geronnenen Lebensextrakt, das erstarrte Destillat erschöpfender schöpferischer Tätigkeit. Die Detailbesessenheit, die an diesen Objektbildern frappiert, ist Lebensbesessenheit. Alles soll so sein wie in Wirklichkeit, alles vor Leben strotzen. Das läßt sich nur erreichen, wenn der Macher selbst alles, was er sieht, empfindet, was er hört, in seine Arbeit hineinpreßt. Und dies ist es ja, was den Macher zum Künstler macht".1 Schult selbst drückte dies einfacher aus: "Die Objektbilder oder Bildobjekte sind Modellsituationen der Welt, in der wir atmen, leben und sterben. Sie werden in tiefe schwarze Holzkästen hineingearbeitet. Materialien wie Sand, Erde, Metall, Kunststoff, Farbkulturen und Mikroorganismen werden verwendet, um ,,Eine Welt neben der Welt" zu schaffen".2 Entfernt erinnert Schults Verfahren, diese "Gegenwelten" heraufzubeschwören, an die Collagen und Décollagen mit ihren zufälligen Bildspuren, ein Medium, das auch andere Aktionskünstler angewendet haben, nur daß es bei Schult die von Jensen analysierte Weiterung erfährt. Es ist eine zerschundene Erinnerung, die im Bild heraufbeschworen wird. Wie von Geschwüren mit häßlichen Rändern überwuchert ist der Rest einer Wand, beklebt mit Kinoplakaten, beschmiert, über und über: "Do not write on Wall" steht da. Grellrot: "Rude DG"- der Rest ist zerstört - "is good" und vieles mehr. Spuren menschlicher Äußerungen. Aber sie können nicht alles zerstören: Schön blickt uns Leslie Howard als Romeo an, Jane Russel lächelt ihr heraus forderndes Lächeln, den Kopf kunstvoll zurückgeworfen. Das war in The Outlaw. Und wer erinnert sich nicht der rührend schönen, vom einfachen Leben in den Bergen Montanas träumenden Marilyn Monroe in Bus Stop, des tolpatschigen Don Murray und seiner unnachahmlichen Art, "Girl" auszusprechen? Traumwelt Hollywood, Traumwelt Amerika unter der Freiheitsstatue. Nichts davon bleibt heil, alles ist dem Verfall, dem Fraß ausgesetzt. Ein memento mori der Illusionen. G. G. 1 Jens Christian Jensen in: HA Schult Der Macher. Köln 1978, S. 316 f. 2 siehe Anmerkung 1, vor S. 171 Inventarnummer: 1982-198 Signatur: bezeichnet (rückseitig: HA Schult (Detailangaben)/Für Lübeck) |
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