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Drei Stehende |
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Die Natur gab dem Bildhauer Koblasa den Anlaß, diese dreiteilige Skulpturengruppe zu erschaffen. Im Villengarten der Bonner Galerie Hennemann, wo der Künstler wiederholt ausgestellt hatte, gab es einen alten Ahorn, der wegen des Baus des unterirdischen Bonner Schnellbahnsystems weichen mußte. Der Künstler beschloß, das Holz dieses Baums für seine künstlerische Arbeit zu verwenden und arbeitete daher im Sommer und Herbst 1980 in eben diesem Garten. Die Formen der Ahornstämme wurden in etwas abstraktes Neues verwandelt, das aber seinen natürlichen Ursprung noch ahnen läßt. Von der fertiggestellten, dreiteiligen Holzskulptur wurden schließlich 1981 drei Bronzegüsse im Wachsausschmelzverfahren angefertigt, von denen diese Gruppe den ersten Guß darstellt. Die Natur als Auslöser und Inspirationsquelle des Künstlers wurde in ein Kunstwerk verwandelt: "Entwurzelt ? - Ihr habt etwas scheinbar Einfaches und Natürliches gemacht. Ein Baum im Garten mußte weg. - Jan Koblasas Taten, den Baum gegen den Tod, gegen unser Begrenztsein zu verteidigen, stellt Ihr aus - Symbole, die anleiten, daß wir uns selbst bewußt werden, und anleiten den Weg darüber hinaus zu finden. - Entwurzelt? - Wer hat den Baum gepflanzt ? Ein Hauch, ein Wind, eine Absicht ? Jedenfalls ist es Ahorn und nicht oder vielleicht doch dem ersten Buchstaben gemäß Einhorn. - Erworben habt ihr nicht den Baum, sondern die Bedingung seines Lebens (- die waren nicht länger seines Gleichen - ein Schatten der Traum.) - Der Baum mußte weichen, er lebt weiter. Die Idee und transzendierende Form ist die Handschrift von Prof. Jan Koblasa. - Das ist creativ - das gibt Sinn."1 n Kenntnis dieser Fakten stellt diese, aus drei hochragenden, kantigen Bronzestelen bestehende Gruppe gewissermaßen auch eine Art Denkmal für den alten, ehrwürdigen Baum dar. Material und Kantigkeit der drei Balkenformen signalisieren, daß sich hinter ihrer Herstellung ein künstliches und technisches Verfahren verbirgt. Die zahlreichen Nähte und Kantenspuren verstärken diesen Eindruck und zeugen zugleich von den Verletzungen, die dem Baum, oder sinn bildlich: der Natur, widerfahren sind. Demgegenüber und in einem spannungsreichen Gegensatz dazu lassen sich verschiedene organische Kurvaturen, Neigungen und Abschrägungen erkennen, die vom natürlichen Ursprung dieser Formen künden. Zugleich aber lassen sie sich auch als Abbreviaturen des Menschen lesen, der ja selber Teil der Natur und in diese eingebunden ist. Als Gruppe bilden die Einzelelemente eine überzeugende Raumplastik, da jedes Element individuell ist und im gegenseitigen räumlichen Wechselspiel eine lebendige, den Raum und seine Umgebung dominierende Einheit darstellt: "ich will das sagen was ist - aber nicht das was sichtbar ist nicht das was auf der oberfläche liegt ich will das sagen was wichtiger ist - das ursächliche - das was im bewußtsein und auch im unbewußtsein überall geschieht - das was an den anfang und an das ende erinnert - das wesentliche in sachen und erscheinungen - das was alles mit allem zu einer einheit verbindet."2 Die Arbeit erfordert von Seiten des Betrachters ein aktives Umherschreiten, da nur so, nach und nach, erst der räumliche Reichtum und die plastische Sinnlichkeit der Gruppe erfahren werden kann. Th. R. 1 Professor Dr. Henneke Gülzow, Kirchen- und Dogmengeschichtliches Seminar, Universität Hamburg, Brief vom 6. Juli 1981, zit. n. : Ausst. Kat. Jan Koblasa, Galerie Hennemann, 1981, S.8 2 Jan Koblasa, zit. n. : Ausst. Kat. Jan Koblasa - Skulpturen, Prag, Pra?ký, Belveder/Hamburg Kampnagelfabrik, Prag 1991, S. 76; die im Katalog verwendete Orthographie wurde in diesem Zitat vollständig übernommen. Literatur:
Inventarnummer: 2003-1 Signatur: bezeichnet (1/3) Abbildungsrechte: Kunsthalle St. Annen
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