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Verflochten

Objektbezeichnung:Gemälde
Sachgruppe:A. Gemälde
Hersteller:
Winter, Fritz
Datierung:1951
Maße:H: 50,5 cm, B: 70,3 cm
Material:Papier
Technik:Gouache
Stil:Informel
"Ich glaube nicht an die Natur gebunden zu sein. Und doch, der Schein trügt. Ich bin an die Natur gebunden, aber nicht an ihre Formäußerung, sondern an die meinen; es kommt nicht darauf an zu zeigen, was da ist, sondern zu offenbaren, was auch da ist, denn es ist weit mehr sichtbar, als wir sehen können, und weit mehr da, als wir selbst sind. Für mich gilt nur das, was wir noch werden können?"1

Die Natur und die Vergeistigung der Materie, die Fritz Winter in abstrakten Formen zu erfassen suchte, sind grundlegende Themen, die ihn sein Leben lang beschäftigten. Aus diesem philosophischen Ansatz schöpfte er seine eigenständige künstlerische Formulierung.

Am Bauhaus in Dessau wurden Klee, Kandinsky und Schlemmer seine Lehrer. Unter ihrem Einfluß entwickelte er
sich bereits in den 30er Jahren zu einem der bedeutenden Vertreter der abstrakten Malerei in Deutschland. Für sein Schaffen wurde dann das Erlebnis des Krieges mit seiner alles vernichtenden Kraft zum entscheidenden Einschnitt. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft im Jahre 1949 entstanden spontane und dynamische Bilder mit einem zunehmend meditativen Charakter, in denen das Erlebte und Erlittene verarbeitet wurde. Nicht allein der Ausdruck der individuellen psychischen Verfassung der auf sich selbst zurückgeworfenen Generation fand durch neue Zeichen und Formen eine entsprechende Formulierung - Fritz Winter suchte hinter der erfahrenen Erschütterung vielmehr eine höhere Ordnung der Dinge sichtbar zu machen.

Das Bild Verflochten zeigt den Weg, den der Künstler in den 50er Jahren einschlug: Die kalligraphisch verwobenen, an japanische Schriftzeichen erinnernden Bildelemente schweben wie Chiffren eines höheren Systems vor einer Farbfläche aus grau gebrochenen, violetten Tönen. Sie werden von einem lichten Farbstreifen und einer Kugelform, wie eine geheimnisvolle Sprache aus einer anderen Welt, hinterfangen.

Fritz Winter gründete in den Nachkriegsjahren zusammen mit Willi Baumeister, Theodor Werner u. a. die Gruppe "Zen 49", der die wichtigsten Künstler des deutschen Informel angehörten.

Im Gegensatz zu den expressiven informellen Malern bleibt bei ihm die Ausrichtung auf eine die menschliche Existenz übersteigende raum- und zeitlose Ebene Ziel seiner künstlerischen Intention. "Die Gegenwelten, die Winter in seinen Bildern baut, sind positive Utopie, spüren dem verborgenen Sinn des Universums nach, sind mystische Symbole ferner, aber gleichwohl gültiger geistiger Welten."4
H. V.

1 Fritz Winter, zit. n.: Ausst. Kat. Fritz Winter, Düsseldorf 1966, o. S.
4 C. Schulz-Hoffmann, Als ob die optische Welt die wirkliche wäre! - Fritz Winter und die Abstrakte Malerei; in: Ausst. Kat. Fritz Winter, Gemälde und Zeichnungen aus dem Besitz der Fritz Winter Stiftung. Paris 1988, S. 11

Inventarnummer: 1987-30

Signatur: bezeichnet (u.r.: Winter 51)