Bonkes "Lustobjekt für hartnäckige Blauliebhaber" reflektiert mit irreduziblen Mitteln den genauen erotischen Ursprungssinn des griechischen Wortes Symbol, das die Vereinigung des Verschiedenen meint (Form und Farbe, aber auch Seele und Leib, Mann und Frau, Himmel und Erde); auf diese Weise wird es selbst zur Metapher der gestaltenden Affirmation von Sinnverbundenheit. Der Gegenbegriff zur symbolé ist die diabolé, das Auseinanderreißen, Verfeinden, in Disharmonie setzen. Bonkes Kunst steht klar und distinkt für eine andere und mutigere Moderne, steht quer zu jener bloß surrealen, die den Reiz der Negation von Sinn, der Zuspitzung auf Desintegration und Absturz, Nihilismus und gnostische Weltverzweiflung mit dem anmaßenden Gestus alleiniger Deutungshoheit auf ihre Fahne geschrieben hat.
Die ungeschriebene Monographie des Blau, wie sie Rainer Maria Rilke in den Briefen über Cézanne 1907 umreißt, sie wäre auch eine Geschichte vom Glück des Sehens und des Innewerdens, wie es sich lohnt zu leben. In Bonkes gestaltgebender Verkörperung des allseitig umgebenden, unbegrenzten, zum stehenden Quader verdichteten Blau als farbiger Form und geformter Farbe gewinnt dieser übergreifende Zusammenhang aufs Neue Plastizität. Das begründet die Lebensverbindlichkeit ihrer Kunst - für den, der die Augen öffnet. (Wolfram Morath-Vogel in: "entgrenzt". Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Bd. 02, Kiel 2014, S. 16 (gekürzte Textfassung)

Inventarnummer: sgv0164

Signatur: signiert und datiert (innen: Regine Bonke, `97)

Ikonographie:

Abstrakte, ungegenständliche Kunst