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Große Esthertruhe

Objektbezeichnung:Truhe
Eichentruhe
Dienstbotentruhe
Brauttruhe
Hochzeitstruhe
Gesindetruhe
Fichtenkasten
Tannenkasten
Sitztruhe
Runddeckeltruhe
Kleidertruhe
Kasten
Kiste
Lade
erweiterte Objektbezeichnung:Vierfeldertruhe
Sachgruppe:Truhen
Schnitzerei
Schnitzkunst
Künstler:
Gudewerdt, Hans I
Datierung:Anfang 17. Jahrhundert
Maße:Gesamt: Höhe: 98 cm (mit Sockel); Breite: 211,5 cm; Tiefe: 96 cm
Material:Eichenholz
Eichenhölzer
Eiche
Technik:geschnitzt
Stil:Renaissance
Sammlung:Kunsthandwerk und Design
Die sog. große Esthertruhe von Hans Gudewerth d.Ä. ist ein besonders schönes Beispiel des im Norden verbreiteten Typus der reich beschnitzten Vierfeldertruhe. Sie zeigt die Geschichte der Esther, die wegen ihrer Schönheit, aber auch ihrer Klugheit und ihrem Mut zur Retterin ihres Volkes wird. Die Schlüsselszenen der Geschichte sind auf der den vier Füllbrettern dargestellt, ergänzt um niederdeutsche Inschriften, was den lehrhaften Charakter der Darstellungen verstärkt. Dargestellt sind: Das Gebet der Esther (Esther bedet tho Got im Hogesten); König Ahasver erlaubt Esther, sich dem Thron zu nähern (De Konick Ester den Septer bot); Der König erweist Mordechai Gnade und erhebt ihn (De Konick ertogeet Ester Gnade); die Ehrung Mordechais (Dit is de man den de Konig erenleth) und die Bestrafung von Haman (Haman werdt an ein Bom gebrocht). So ist die Esther-Geschichte ein Beispiel für Mut und Gottvertrauen, aber auch die Wirkmacht einer Frau, die durch Schönheit und Weisheit die rettende Einsicht bewirkt.
Die Gudewerdts mit ihrer Werkstatt in Eckernförde waren die führenden Bildschnitzer in Schleswig-Holstein im 17. Jahrhundert. Sie waren auch für die Gottorfer Herzöge tätig und fertigten beispielsweise Prunkkutschen und Bilderrahmen. Beschnitzte Truhen wie diese sind typisch für den lutherischen Norden. Sie folgen Luthers Anspruch, dass man biblische Geschichten in die heimischen Stuben bringen solle. So ist unter jeder der vier Szenen aus dem alttestamentarischen Buch Esther auch eine Inschrift angebracht, die knapp das Geschehen erläutert.
Das Landesmuseum besitzt neben der großen auch die sogenannte Kleine Esthertruhe Gudewerdts sowie eine weitere Truhe mit dem Thema aus dem Umfeld. Geschichten wie die der Esther eigneten sich besonders gut für Hochzeitstruhen, da Esther die Tugenden einer (Ehe-)Frau verkörpert.

Literatur:
  • Schleswig-Holsteinisches Jahrbuch für 1928/29. Das Thaulow-Museum in Kiel. (Seite: 26)
  • Schleswig-Holsteinisches Jahrbuch. Bd. 19, Hamburg 1930. (Seite: 98)
  • Luther im Alltag. Vom Eisenluther bis zur Bekenntnissocke. (12), 2017. (Seite: 25, Anm. 11)

Inventarnummer: AB817
alte Inventarnummer: AB817a-n

Signatur: Inschrift Wo: 1. Füllung von links, unten Was: ESTER BEDET THO GODT IM HOGES[TEN]

Signatur: Inschrift Wo: 2. Füllung von links, unten Was: DE KONIG ERTOGEET ESTER GNADE

Signatur: Inschrift Wo: 2. Füllung von rechts, unten Was: DIT IS DE MAN DEN DE KONIG ERENLETH

Signatur: Inschrift Wo: 1. Füllung von rechts, unten Was: HAMAN WERTAN EIN BOM GERACH[T]

Fotograf: C. Dannenberg

Abbildungsrechte: Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf


Ikonographie:     Geschichte von Esther