Die 1941 geborene Künstlerin Ilse Ament lebt und arbeitet seit langem in Kiel. Ihr vielfältiges OEuvre vereint Installationen und Objekte, aber auch Zeichnungen und Malerei, teils ungegenständlich-abstrakt, teils realistisch.

Ab den 1970er Jahren entwickelte Ament eine Werkgruppe mit realistischen Darstellungen von Innenräumen - im doppelten Sinne; denn ihre Malerei geht über die engen Gattungs-grenzen des Interieurs und über eine bloße Abbildfunktion hinaus. Das Sichtbare dient vielmehr der Projektion und eröffnet einen Raum hinter der Oberfläche. Eigentlicher Bildinhalt sind die oft ambivalenten Gefühlszustände des jeweiligen Betrachters; der bildlich dargestellte Innenraum wird zum Spiegel einer seelischen Innenwelt. Ilse Ament "führt uns direkt in die Widersprüche unserer eigenen Gefühlswelt. [...] Sie versucht die Momente aufzuspüren, in denen Sprachlosigkeit herrscht und sich das Schweigen ausbreitet" (Hans-Dieter Sommer).

"Bild in Arbeit" aus dem Jahr 1978 ist als Atelierszene angelegt. Der Einblick in den verwaisten Innenraum ist sehr begrenzt; die symmetrische Komposition ist durch die Schatten vorgegeben, die das Fenster auf den Vorhang wirft, hinter dem es verborgen ist. Die Künstlerin malt genau den Ausschnitt der Wirklichkeit, den sie und mit ihr Betrachter augenblicklich sieht: Das Bild wiederholt sich selbst im Bild (und wiederholt sich selbst... Scheinbar bis ins Unendliche). Das Unabgeschlossene ist dabei bereits im Werktitel angelegt. Ament eröffnet einen Metadiskurs um die Malerei und fragt gleichsam nach der Bedeutung des "Bildhaften". Durch die gewählte Perspektive nimmt der Betrachter Position und Rolle der Künstlerin ein: Der Vorhang wird ihm zur Leinwand, Farben und Pinsel stehen für ihn bereit. Es ist an ihm, das Bild mit seinen Gedanken und Fantasien zu füllen.

(Jessica Wieczorek)

Inventarnummer: 8805

Signatur: signiert und datiert (u.r.: Ament 78)

Signatur: bezeichnet (rückseitig: Ament "Bild in Arbeit", Öl, 1978)

Abbildungsrechte: Stadtgalerie Kiel

Ikonographie:

Interieur