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"Laboe" |
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Der weite Blick über die Kieler Förde vom Laboer Ehrenmal erfasst den östlichen Badestrand mit dem U-Boot und die nördliche Fördelandschaft. Der Blick geht hinüber zur Schilkseer Bucht, vor der die Segelregatten der Kieler Woche ausgetragen werden. Die Künstlerin verteilte in einer Diagonale über die Förde drei Kriegsschiffe. Hinter der auf den ersten Blick unverfänglichen Segelszene, der ruhigen Bildsprache und melancholischen Wirkung des Bildes ist eine tiefere Bedeutungsschicht verborgen. Ihre Bilder sind für die Künstlerin "Austragungsorte einer Grenzerfahrung", "eine Schnittstelle von Konstruktion und Gefühl". Zu dem Bild Laboe äußerte sich die Künstlerin 1987 folgendermaßen: "Auch die Bilder "Laboe" und "Brückenpfeiler" umkreisen das Gigantische, das Monumentale. Nicht das Gigantische als Merkmal zieht mich dabei an. Es ist das Erleben, daß manchen Monumenten so sichtbar und fühlbar eingeschrieben ist, an welche Grenzen sich die Menschen mit ihren Bau- und Denkwerken heranbegeben, teilweise ahnungslos heran-'machen'. Unwiderruflich hinterläßt unsere Gesellschaft Monumente als Folge ihres Wissens über ihre Machbarkeit. Das Ding selbst und seine über die Funktion hinausreichende Bedeutung bleiben ihr fremd. Da das beziehungsreiche, verwickelte Wirken dieser Objekte noch unbekannt ist, scheinen sie un-wirklich zu sein, beunruhigen oder erschüttern sie in unerklärlicher Weise wie ein machtvoller fremder Tempel. Wenn man einmal nicht an den Nutzen dieser Objekte denkt, sie absichtslos betrachtet, liegt das begleitende Empfinden auf der Mitte zwischen Staunen und Schrecken. Das Wesen dieser Erscheinungsformen zeigt sich einem dann als zugleich sakral und brutal. Man ist in die Extreme zwischen Bewunderung und Verängstigung eingeschränkt. Ohne daß es einem in dem Moment bewußt wäre und ohne daß man es rational erklären könnte, registriert man eine stillstehende Gegenwart von Ungleichzeitigem und materiell Gegensätzlichem. Unvermittelt offenbart sich einem, wie die Substanz eines starren Pfeilers aus ebensolchem Sand besteht, wie der Grund, auf dem er ruhend steht, man fühlt wie das Wasser, das hier in einem von Menschen errichtetem Lauf an ihm vorüberfließt, an seiner Entstehung beteiligt war ebenso wie die Atmosphäre, die ihn umgibt. Die Grundelemente kamen in Berührung, kreuzten sich mit dem Wissen der Menschen um deren Gesetzmäßigkeit. So fanden sich Stoffe und Prozesse in einem Ding zusammen, das nun ganz schön gewaltig und doch hilflos in den Himmel ragt. Ähnliche Gefühle habe ich heute dem Bild "Laboe" gegenüber. Unter dem hohen, hohlen Monument, von den Menschen zur Erinnerung an Tote, an Getötete gebaut, breitet sich die uralte Materie aus, umrändert und durchzogen von den potentiellen Zerstörkörpern der menschlichen Gesellschaft." Die Zerstörung durch den Menschen und damit auch die Zerstörung des Menschen selbst beschäftigt Antje Marczinowski immer wieder in ihren Arbeiten. Inventarnummer: 118/1982 |
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