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Drei alte Frauen schlagen den Teufel

Objektbezeichnung:Druckgrafik
Sachgruppe:Druckgrafik
Künstler:
Hopfer, Daniel
Datierung:um 1520
Maße:H: 22,7 cm, B: 15,6 cm
Material:Papier
Technik:Radierung (Eisen)
Stil:Renaissance
Drei alte Frauen halten den Teufel mit Händen und Füßen fest. Zwei von ihnen schlagen mit Brettern auf ihn ein. Dämonische Gestalten flattern über der Szene oder klammern sich in den Bäumen fest und beobachten erschreckt, mitleidig, aber auch schadenfroh das Missgeschick des Teufels. Um dessen rechtes Handgelenk legt sich ein Spruchband mit der Aufforderung ?Gib Frid?: er solle aufhören, die Frauen sexuell zu belästigen, insbesondere die zahnlose Alte im Unterkleid. Diese stellt sich mit ihrem ganzen Gewicht auf die Beine des sich wehrenden Teufels. Er ist aus verschiedenen Körperteilen menschlicher und tierischer Natur zusammengesetzt. Kopf, Rücken, Schwanz und Krallen gleichen einem Drachen, die Gelenke sind als Raubvögelköpfe ausgebildet, ähnlich wie in Schongauers Kupferstich, auf dem die Peinigung des heiligen Antonius durch neun Dämonen dargestellt ist. Hopfers Teufel trägt zudem als Tierköpfe ausgeprägte Geschlechtsmerkmale; die weiblichen Brüste ähneln Falkenköpfen, das männliche Geschlecht reißt als feuerspeiender Eberkopf sein Maul gegen die unvollständig bekleidete Frau auf. Auch die Bockshörner signalisieren Wollust. Der realistische Hintergrund mit einer erhöhten, baumumwachsenen Burganlage vermittelt aktuelle Präsenz anstatt abergläubischer Fiktion. Im 16. Jahrhundert glaubte man, der Teufel könne den Menschen unmittelbar begegnen. Man unterstellte der Frau, sie würde der Todsünde der Wollust (luxuria) leichter als der Mann erliegen. Diese Meinung wurde in zahlreichen zeitgenössischen Schriften vertreten, nicht zuletzt im Hexenhammer, in dem die Wollust als ein der Frau angeborenes Übel angesehen wird. Das Wildschwein als männliches Glied versinnbildlicht Unreinheit, Unkeuschheit und Unmäßigkeit. Hopfer schildert grotesk und amüsant den Sieg über die Wollust und den Teufel. Die drei Frauen, die in ihrem hohen Alter immer noch vom Laster der Wollust heimgesucht werden, haben ihre Sündhaftigkeit erkannt und bekämpfen erfolgreich ihren Teufel.

Lit: nach Melanie Kahl, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004.

Literatur:
  • Kuder, Ulrich / Bärbel Manitz / Walter Sparn: Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kiel, 2004

Inventarnummer: A.B. 220

Signatur: bezeichnet (auf dem Schriftband: GIB FRID)

Signatur: bezeichnet, mit Werkstattzeichen (u. r. auf dem Spaten: D.H)

Signatur: bezeichnet (u. l.: 108; nachträgliche Nummerierung der Hopfer-Platten im 17. Jahrhundert durch David Funck)


Ikonographie:     
Abstrakte Ideen / Konzepte