Die greise Gestalt des Chronos als Personifikation der Zeit steht bärtig mit Flügeln, auf Krücken gestützt, auf der Plattform seines Wagens. Seine Zugtiere, zwei Hirsche in geschwindem Lauf, verleihen der Zeit Schnelligkeit. Das Stundenglas und das Wagenrad mit römischen Ziffern, die durch einen Zeiger in der Form einer Hand zur Uhr ergänzt werden, deuten auf das Verstreichen der Zeit. Der ?Triumphator? steht über allem, was im Vorder- und Hintergrund zu sehen ist; alles unterliegt den Gesetzen der Zeit. Den Wagen begleiten Menschen unterschiedlichen Alters, wie eine Abfolge der Lebensalter von rechts nach links, die das Verfließen der Zeit greifbar vor Augen führt. Die Älteren sind eiligen Schrittes unterwegs und werfen entsetzte Blicke zurück; sie scheinen die Zeit fliehen zu wollen.
Der hintere Teil des Zuges erstreckt sich am linken Rand in die Bildtiefe und durchläuft den Bogen eines Bauwerks im Hintergrund, das Spuren von Verfall und Überwucherung aufweist. Diesem ist das im Bau befindliche Gebäude auf der Mittelachse (Baustelle / Seilwinde / Kran) gegenübergestellt. Diese Aussage über Aufbau und Vergänglichkeit von Menschenwerk wird durch das Werden und Vergehen der Vegetation ergänzt: Belaubten Bäumen stehen dürre Bäume kontrastierend in der Hügellandschaft gegenüber.
(nach Oliver Nagler, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004, S. 254)

Literatur:

• Kuder, Ulrich / Bärbel Manitz / Walter Sparn: Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kiel, 2004

Inventarnummer: A.B. 8073

Signatur: bezeichnet (unten: TEMPUS EDAX RERVM TVQS INVIDIOSA VETVSTAS / OMNIA DESTRVITIS QVAEQC ERANT AVT FVERINT: [Zeit, die du die Dinge verschlingst, und du, verhasstes Alter, alles zerstört ihr, was war und was sein wird.])

Ikonographie:

Abstrakte Ideen / Konzepte