IM FREIEN FALL
Ein düsterer Grundton überzieht das lebensgroße Bild. Wenn ein Mann mit einem Drachen kämpft, geht es meistens um alles. Peter Nagel hat in seiner Malerei den Drachenkampf als modernen Luftkampf inszeniert: Ein Mann findet sich dabei vor einer drohenden Wolkenformation mit einem Papierdrachen kämpfend im Himmel; es kommt zur unheilvollen Berührung zwischen beiden, zur verwickelten Schnur, einem niederrasselnden Papierschweif, die Drachenspitze zeigt nach unten - kurz: Es kommt zum gemeinsamen Absturz. Dabei treffen verschiedene Spannungen aufeinander; allein der Drachen ist im Gegensatz zu seiner Umgebung mit bunten Farben ausgestattet. Bei genauerer Betrachtung entpuppt er sich mehr und mehr als Leinwand - wir sehen allerdings nur die Rückseite (samt diagonalem Stützkreuz) und diese bemalt mit informellem Mischmasch à la Ernst Wilhelm Nay - einst Inbegriff für "moderne Malerei" im Nachkriegsdeutschland - hier nur auf der Leinwandrückseite und im Absturz begriffen. Auch das ist ein Statement des Bildes von Peter Nagel, der sich als Mitbegründer der norddeutschen Künstlergruppe
ZEBRA ja als Vertreter einer neuen realistischen Strömung in der Kunst sah. Zudem ist die Pose des durch den Himmel fallenden Mannes aufschlussreich. Es scheint, als erwache er gerade aus einem irrwitzigen Traum, recke seinen Kopf in der Absicherung des Möglichen im Unmöglichen hoch; allein der linke Arm am unteren Bildrand scheint Halt zu finden: Dort wo das Bild aufhört, regiert noch eine ganz andere, alles Kunstschaffen relativierende Realität: unsere tatsächliche. So ist Peter Nagels "Mann mit Drachen" eine Metapher für den steten Kampf um Inspiration. (Arne Rautenberg in: "bewegt". Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Bd.01, Kiel 2013, S. 64)

Inventarnummer: sgv0163

Signatur: signiert und betitelt (Leinwand Rückseite: Peter nagel "Mann mit Drachen")

Abbildungsrechte: Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein

Ikonographie:

Mann